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Baladin

Baladin

„Le Baladin“ ist ein alter französischer Begriff für einen Geschichtenerzähler - und Geschichten könnte Brauerei-Gründer Matterino „Teo“ Musso sicherlich jede Menge erzählen.

Aufgewachsen ist er als Jüngstes von vier Kindern in der kleinen Stadt Piozzo, in der Region Langhe. Die Eltern betrieben eine Landwirtschaft mit eigenem Weinanbau und lehrten ihre Kinder früh den Respekt für die Natur, den Erfolg von harter Arbeit und den Wert der eigenen Herkunft. Es war die klassische Rebellion eines Jugendlichen gegen den eigenen Vater, die in Teo den Grundstein für seine spätere Berufung zum Bier legte. Sein Onkel, Chef-Pâtissier im “Hotel de Paris” in Monte Carlo, bei dem Teo in den Sommerferien arbeitete, eröffnete ihm die Welt der Aromen und Genüsse. Eine Flasche Chimay Blue Cap wird dort zum Schlüsselerlebnis.

Alle Baladin-Biere werden aus rein natürlichen Zutaten gebraut, werden nicht pasteurisiert und müssen bei Temperaturen unter 30°C gelagert werden.
 

Bier statt Wein


1986 eröffnet er in seiner Heimatstadt einen „Pub“ mit rund 200 verschiedenen Biere aus ganz Europa und Liveauftritten von Künstlern und Musikern. Erst 1996 ändert Teo das Konzept. Inzwischen hat er unter anderem mehrere Reisen nach Belgien unternommen, um mehr über Bier und seine Herstellung zu lernen. Dort begegnet er auch Jean-Luis Dits, der ihm die Philosophie und die emotionale Seite des Bierbrauens beibringt und ein enger Freund wird.

Mit seiner Hilfe richtet Teo zu Hause in einer geradezu winzigen Garage neben seinem Pub seine erste kleine Brauerei mit gebrauchten Kesseln aus einer stillgelegten Molkerei ein. Aus dem Pub „Le Baladin“ wird ein sogenannter Brew-Pub. Ohne zu zögern streicht Teo alle 200 Biere von seiner Karte und schenkt künftig nur noch sein eigenes Bier aus.
 

Bier aus dem Hühnerstall


Das findet keineswegs die Zustimmung seiner Gäste, die in der Folgezeit seinem Gasthaus erst einmal fern bleiben. Doch Teo macht weiter, unbeirrt, überzeugt, und am Ende kommen auch die Gäste wieder. Inzwischen hat er angefangen, sein Bier in Flaschen abzufüllen und es u.a. an die Gastronomie zu verkaufen, was in Italien beinahe einem Sakrileg gleich kommt, und Teo hat weitere, neue Bier-Rezepturen entwickelt. Rasch wird der Würzekeller zu klein. Ein ehemaliger Hühnerstall wird zweckentfremdet und Teo „erfindet“ den „Bier-Kanal“, eine 300 m lange Leitung, die das Brauhaus mit dem Keller verbindet.

Einige Jahre später muss dann doch die gesamte Brauerei in den Hühnerstall verlegt werden. Vorübergehend.
Heute befindet sich die Brauerei in einer ehemaligen Fabrik für Aluminiumteile. Dahinter steckt der Nachhaltigkeitsgedanke, lieber bestehende Gebäude zu renovieren, statt noch mehr Natur durch neue Bauten zu zerstören. Seit 2012 ist Baladin eine sogenannte landwirtschaftliche Brauerei mit dem Ziel, die erste vollkommen unabhängige Craft Beer Brauerei der Welt zu werden und künftig den gesamten Produktionsprozess – nachhaltig und so umweltfreundlich wie möglich - der eigenen Biere in einer Hand zu halten, vom Anbau der Zutaten bis zur eigenen Energieversorgung.
 

Craft Beer aus eigenem Anbau


Schon heute stammt die Gerste aus Basilicata und ein großer Teil des Hopfens von einem Versuchsfeld im Piemont, das in Zusammenarbeit mit der Hochschule für Agrarwissenschaften entwickelt und bewirtschaftet wird.
Mehr als 30 verschiedene Sorten Bier und alkoholfreie Getränke zählen heute zum Sortiment Baladins. Außerdem gibt es mehrere Pubs, Gasthäuser (eines sogar in Marokko), und die „Casa Baladin“, das erste Bier-Restaurant, das im Gambero Rosso ausgezeichnet wurde.

„Ich provoziere. Ich verweigere so manche Konvention im Bezug auf die Kultur des Geschmacks. Mit meinem Bier möchte ich ein Paradoxon erschaffen, so, wie ich selbst eines bin. Ich liebe es zu experimentieren und teile gerne die Erfahrungen, die ich dabei mache, mit anderen … ich bin neugierig darauf herauszufinden, was passiert. Wenn mich jemand fragt, wo die Grenze zwischen Arbeit und Kunst ist, so sage ich, sie befindet sich im letzten Zentimeter Haut an meinem kleinen Finger, der nie den Bodenkontakt verliert.“
Teo Musso

Was aus dem Hühnerstall geworden ist? Es gibt ihn noch. Er heißt jetzt „Cantina Baladin“ und hier reifen ganz spezielle Biere, alles Barley Wines, in 160 ehemaligen Barriquefässern aus Eiche.